Gefragt – gesagt

„Wir haben alle ein Bedürfnis nach Mobilität“

Dr. Maria Hagemeier-Klose ist Klimaschutzmanagerin Sachgebiet Klimaschutz und Liegenschaften beim Amt Büchen. Im Interview spricht sie über Erfolge in Sachen Mobilitätsentwicklung, Themen, die zu kurz kommen und (persönliche) Mobilitätsbedürfnisse. Genau die gehören nämlich in den Fokus.

Frau Dr. Hagemeier-Klose, schön, dass Sie sich Zeit für unser Gespräch nehmen. Was genau machen Sie?

Ich bin seit 2015 Klimaschutzmanagerin im Amt Büchen und bearbeite verschiedene Themen rund um den Klimaschutz. Das Amt Büchen umfasst 15 Gemeinden verschiedener Größe und zwei Schulverbände. Unter Klimaschutz fallen verschiedene Handlungsfelder: regenerative Energien, Ressourceneffizienz und Energieeffizienz, Mobilität, Bewusstsein schaffen für Klimaschutzthemen. Alles davon ist miteinander verbunden.

Was war ihr größtes Projekt?

Unser 2019 abgeschlossenes Großprojekt  war die Bahnhofserneuerung. Das ist jetzt unsere Mobilitätdrehscheibe, wie wir sie nennen. Die Neugestaltung zielt auf Nutzerfreundlichkeit und ein gutes Angebot im Sinne nachhaltiger Mobilität und die Vernetzung verschiedener Mobilitätsformen miteinander.

Sie sind seit 2015 in Ihrer aktuellen Position als Klimaschutzmanagerin und beobachten Themen rund um Klimaschutz sehr genau. Was hat sich seit 2015 verändert?

Die Ziele sind nach wie vor die gleichen: mehr Fahrradmobilität im Nahbereich, mehr Elektromobilität, mehr Förderung des Umweltverbunds, diese Ziele waren auch schon vor 2015 da. Der Stellenwert hat sich allerdingt verändert, das Thema ist präsenter, auch in der Politik. Damals stand die Elektromobilität noch am Anfang und war auf den Straßen noch nicht so präsent. Heute sieht man überall Elektroautos, die schon zum Straßenbild gehören. Und wir haben heute eine bessere Infrastruktur mit mehr Ladesäulen. Wobei es auch hier Potenzial nach oben gibt.

Welche Rolle spielt denn die Mobilität in Ihrer Arbeit?

Das ist projektabhängig und vor allem für den ländlichen Raum spielt das eine große Rolle, genau wie in der Bewusstseinsbildung für Klimaschutzthemen. Auf der politischen Agenda ist das Thema schon deutlich nach vorne gekommen, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Vorbehalte gegen Elektromobilität hört man heute selten. Man weiß, was man tun kann, um nachhaltig mobil zu sein. Die Entscheidung, das auch zu tun, ist aber teilweise noch schwierig.

Im ländlichen Raum ist Mobilität ein besonders wichtiges Thema. Wir befinden uns im Speckgürtel von Hamburg, haben Verflechtungen durch den Pendelverkehr. Die Möglichkeiten, auf den motorisierten Verkehr zu verzichten, sind noch begrenzt.

Was muss passieren, damit mehr Menschen nachhaltig mobil sind?

Ein gutes Angebot, damit Menschen Spaß daran haben, nachhaltig mobil zu sein, das betrifft vor allem den öffentlichen Nahverkehr. Beim Fahrrad hat sich schon viel getan. Hier gibt es aber noch Luft nach oben, was sichere Abstellmöglichkeiten und Sicherheit im Allgemeinen betrifft. Viele Eltern sagen beispielsweise ‚mein Kind soll nicht allein die dunkle Strecke mit dem Rad fahren‘. Auch beim ÖPNV muss es bessere Angebote geben, denn viele haben einfach keine Zeit, mit dem Bus zu fahren, wenn das zwei Stunden dauert. Die letzte Meile muss zudem verlässlich und sicher abgedeckt werden.

Mehr Angebote und alle Probleme sind gelöst?

Wir haben alle ein Bedürfnis nach Mobilität, in der Freizeit, im Urlaub, mit der Familie, für sportliche Aktivitäten. Die Arbeitsmobilität ist heute weniger auf den eigenen Pkw angewiesen. Es sollten aber verschiedene Mobilitätsbedürfnisse in den Blick genommen werden. Der Schülerverkehr beispielsweise ist schon sehr gut. Aber nicht am Wochenende – das Mobilitätsbedürfnis in der Freizeit wird hier nicht mitbedacht.

Unsere Mobilität ändert sich auch oft, wenn sich unsere Lebenssituation ändert. Wenn man beispielsweise vom Land nach Hamburg zieht, stellt man fest, dass man kein Auto mehr braucht: Man steht im Stau, muss Parkplätze suchen und ist mit dem ÖPNV schneller und günstiger unterwegs. Umgekehrt, wenn man aufs Land zieht, stellt man plötzlich fest, dass man nicht mehr schnell wie gewohnt von A nach B kommt und kauft sich ein Auto. Beim Thema Bewusstseinsbildung sollten Vorteile des Umweltverbunds vermittelt werden und versteckte Kosten vom Auto aufgezeigt werden.

Wie bewegen Sie sich persönlich fort? Welche Lösungen haben Sie für Ihr Mobilitätsbedürfnis gefunden?

Ich wohne und arbeite hier im Ort und habe den Luxus des kurzen Arbeitswegs. Ich nutze also fast immer das Fahrrad und fahre bei jedem Wetter, meine Kinder auch. Den Vorteil hat man nicht immer. Wenn wir Ausflüge machen, ist das ganz unterschiedlich, dafür haben wir alle das Deutschland-Ticket. Wir nutzen viel den ÖPNV und auch unser Elektroauto.

Was ist Ihr Lieblingsort in Schleswig-Holstein? Und wie kommen Sie da hin?

Ich habe zwei Lieblingsorte. Der erste ist unser Garten mit Terrasse und Blick auf den Elbe-Lübeck-Kanal, da muss ich gar nicht fahren. Der zweite ist die Lübecker Bucht an der Ostsee, dahin fahren wir mit dem E-Auto. Nach Travemünde kann man gut mit dem Zug fahren, andere Orte sind mit dem ÖPNV schon schwieriger zu erreichen. Dafür haben wir dann das Elektroauto.

Wie sieht die Zukunft der Mobilität hier in SH aus?

Hoffentlich mit einem sehr guten On-Demand-Verkehr, der bezahlbar ist und ganz nach Bedarf für die letzte Meile genutzt wird. Und mit einem guten Grundliniennetzt im halbstündlichen Takt, nicht nur im Schienenverkehr und mit hohem Komfort. Das muss Lust machen, nicht jede Fahrt mit dem Auto anzutreten, sondern sich unterwegs bequem mit anderen Dingen als dem Fahren beschäftigen zu können.

Was bedeutet Mobilität für Sie?

Mobilität ist in verschiedenen Kontexten und im Zusammenhang mit verschiedenen Mobilitätsbedürfnissen zu sehen. Sie zukunftsfähig, flächendeckend und nachhaltig zu gestalten ist das Ziel. Wir müssen ein gutes Angebot schaffen, Kosten senken, Bewusstsein bilden, damit das Angebot auch genutzt wird. Es geht aber auch um Einzelentscheidungen. Man kann den Menschen nichts vorscheiben, Mobilität und damit verbundene Entscheidungen sind persönliche Freiheit.

Ihr Rat an Mobilitätsverantwortliche in Schleswig-Holsteins Kommunen?

Nicht gleich verzweifeln, wenn das Angebot da ist, aber nicht genutzt wird. Das Mobilitätsverhalten zu überdenken, braucht Zeit und das muss mit Informationsangeboten unterstützt werden.

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